Bonus-Malus

Die Zuverlässigkeit und die Sauberkeit der S-Bahn sind vordringliche Anliegen für SBB und ZVV. Dazu wird jedes Jahr die Leistung der Zürcher S-Bahn anhand verschiedener Qualitätsaspekte gemessen. Übertrifft die SBB dabei die Erwartungen, erhält sie einen Bonus. Im umgekehrten Fall schuldet sie einen Malus. Dieses System sorgt dafür, dass der hohe Standard der S-Bahn-Dienstleistungen eingehalten oder verbessert werden kann.

Der ZVV bewertet die Leistungen der SBB im Zürcher S-Bahn-Netz seit 2006. Das System dient in erster Linie den Fahrgästen: Durch die regelmässige Kontrolle verschiedener Qualitätsaspekte können Stärken und Schwächen der Zürcher S-Bahn identifiziert werden. Gleichzeitig setzt das System Anreize für Verbesserungen. Dank des Bonus-Malus-Systems konnten in der Vergangenheit bereits spürbare Verbesserungen der Qualität erreicht werden. Konkret sind die S-Bahnen pünktlicher unterwegs, und die Sauberkeit verbesserte sich deutlich.

Wie funktioniert das Bonus-Malus-System?

Die Leistungen der Zürcher S-Bahn werden anhand von objektiven und subjektiven Werten gemessen. Werden die festgelegten Mindestwerte erreicht, ist dies ergebnisneutral. Werden diese Werte übertroffen, zahlen die Besteller der SBB einen Bonus. Werden diese Werte dagegen nicht erreicht, muss die SBB den Bestellern einen Malus bezahlen. 

Bonus-Malus-Resultate der letzten fünf Jahre

Bonus-Malus-Resultate der letzten fünf Jahre
Jahr Bonus oder Malus Betrag in CHF
2015 Bonus 1‘296‘674
2016 Bonus 2‘654‘352
2017 Bonus 4‘293‘756
2018 Bonus 1‘985‘157
2019 Bonus 1'679'083

Welche Werte werden gemessen?

Bewertet werden jeweils die Pünktlichkeit, die Sauberkeit der Bahnhöfe und der Züge sowie die Information der Fahrgäste in Störungsfällen. Die Pünktlichkeit der Züge sowie die Sauberkeit in den Zügen und an den Bahnhöfen werden objektiv gemessen. Ersteres mit einem automatisierten System, letzteres durch Stichprobenmessungen durch Testkunden. Ebenfalls in die Bewertung fliessen die subjektiven Wahrnehmungen der Fahrgäste hinsichtlich Pünktlichkeit, Anschlusssicherung, Sauberkeit und Störungsmanagement ein. Diese Bewertungen erfolgen aus der Fahrgastbefragung.

Was sind die Mindestwerte und wie werden sie festgelegt?

Für das Bonus-Malus-System muss die S-Bahn in der Hauptverkehrszeit ein definiertes Pünktlichkeitsniveau erreichen. Relevant sind dabei die Ankünfte in der jeweiligen Lastrichtung. Das heisst morgens in die Stadt hinein und abends aus der Stadt heraus. Die Pünktlichkeit der 14 S-Bahnen im Kernnetz (bis 2018 13 Linien) wird während der Stosszeiten automatisch gemessen. Wenn im Monat 95% der Züge einer Linie ihr Ziel mit weniger als 6 Minuten Verspätung erreichen, erhält die SBB einen Punkt. Pro Monat sind somit maximal 14 Punkte möglich.

Die Mindestwerte werden gemeinsam vereinbart. Basis dafür sind die Leistungen der vorherigen Jahre. Ist die SBB besser als der vereinbarte Mindestwert, werden die Ziele erhöht. Ist die SBB schlechter, dann bleibt der Mindestwert auf dem vereinbarten Niveau. Die Leistungen der SBB müssen also stetig besser werden, wollen sie wieder einen Bonus erwirtschaften.

Pünktlichkeitswerte der letzten Jahre

Pünktlichkeitswerte der letzten Jahre
Jahr Objektive Messung*
(erreichte Punkte/
Bonus-Malus-neutraler Wert)
Subjektiv: 
Pünktlichkeit
(max. 100 Punkte)
Subjektiv: 
Anschlüsse
(max. 100 Punkte)
2015 137/117 70 71
2016 145/130 75 72
2017 150/130 74 76
2018 154/130 75 75
2019 162/147 76 77
* Durch die Veränderung der Rahmenbedingungen und Messkriterien (z.B. neue Linien) können die jährlichen Werte nicht miteinander verglichen werden.

Weshalb gelten Züge mit bis zu sechs Minuten Verspätung als pünktlich?

Es ist das erklärte Ziel von allen, dass die S-Bahnen so pünktlich wie möglich verkehren und die Fahrplanvorgaben eingehalten werden können. Für den ZVV ist aber nicht nur die Pünktlichkeit des einzelnen Zuges ausschlaggebend, sondern auch die Zuverlässigkeit des Systems S-Bahn als Ganzes. Die SBB optimiert die betrieblichen Abläufe so, dass möglichst keine Linie die Mindestanforderungen unterschreitet. 6 Minuten sind in diesem Zusammenhang eine systemische Messgrösse. Die Ableitung, dass ein einzelner Zug mit 6 Minuten Verspätung noch als pünktlich gilt, ist deshalb nicht zulässig.

Wie hoch kann der Bonus sein?

Der Maximalbonus bzw. der Maximalmalus beträgt ein Prozent der SBB-Kostenofferte für die Zürcher S-Bahn (2019: 7,1 Mio. Franken). Einen allfälligen Bonus zahlen die Besteller der Zürcher S-Bahn jeweils gemeinsam aus. Neben dem Kanton Zürich gehören dazu das BAV sowie die Zürcher Nachbarkantone (AG, GL, SG, SH, SZ, TG, ZG).