Rechnungsbericht 2019

Das Rechnungsergebnis 2019 weist eine Kostenunterdeckung von 320.2 Mio. Franken aus. Im Vergleich zum Vorjahresergebnis ist sie wie erwartet etwas angestiegen, weil im Jahr 2019 das Angebot im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der dritten Etappe der 4. Teilergänzungen der S-Bahn stark ausgebaut worden ist. Der Anstieg der Kostenunterdeckung ist mit 13.5 Mio. Franken aber geringer ausgefallen als erwartet. Dies zeigt sich daran, dass der budgetierte Wert von 350.3 Mio. Franken für 2019 deutlich unterschritten worden ist.

Der ZVV erfüllt seine Aufgaben innerhalb eines Rahmenkredites, der vom Kantonsrat für eine Fahrplanperiode von zwei Jahren festgelegt wird. Der Rahmenkredit für die Jahre 2018 und 2019 beträgt 709.1 Mio. Franken. Die entsprechenden Jahresergebnisse betragen 306.7 Mio. Franken für 2018 und 320.2 Mio. Franken für 2019. Der beanspruchte Rahmenkredit beträgt damit 626.9 Mio. Franken. In beiden Jahren konnte die Rechnungen deutlich besser abgeschlossen werden als geplant.

1 Massvoller Anstieg der Kostenunterdeckung

Entwicklung der Kostenunterdeckung (in Millionen Franken)

Im Fahrplanjahr 2019 wurde die dritte und letzte Etappe der 4. Teilergänzungen der Zürcher S-Bahn in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurde das Busangebot an die Mehrleistungen der S-Bahn angepasst, und auch in den Städten wurde das Angebot ausgebaut. Dies hat dazu geführt, dass die Kostenunterdeckung gegenüber dem Vorjahr angestiegen ist. Bei der Budgetierung wurde von einer angebotsbedingten Erhöhung der Kostenunterdeckung von rund 30 Mio. Franken ausgegangen. Bei einer abgerechneten Kostenunterdeckung von 320.2 Mio. Franken resultiert nun eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr von nur 13.5 Mio. Franken. Einerseits sind die Kosten weniger stark gestiegen als geplant, andererseits haben sich auch die Erträge besser entwickelt.

Entwicklung Rechnungen (in Millionen Franken)

Table caption
  2017 2018 2019
Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen 882.6 869.6 897.9
Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen 77.8 85.1 99.4
Belastung Mehrwertsteuer 10.5 9.3 8.7
Aufwand Verbundorganisation 10.8 10.5 11.0
Betriebsbeiträge an ProMobil 4.0 3.0 2.5
Durchlaufende Beiträge (Rückerstattung PostAuto) 0.0 14.7 0.0
Total Aufwand 985.7 992.2 1019.5
Verkaufserlös aus Fahrausweisen 906.6 930.0 952.2
./.Einnahmenanteile -339.0 -342.8 -358.8
./.Mehrwertsteuer -41.7 -41.5 -43.4
Verkehrsertrag 525.9 545.7 550.0
Nebenerträge und Beiträge 104.1 97.5 121.5
Ertrag 630.0 643.2 671.5
Finanzierung Nachbarkantone 2.9 2.9 2.7
Finanzierung Bund 24.6 24.7 25.1
Durchlaufende Beiträge (Rückerstattung PostAuto) 0.0 14.7 0.0
Finanzierungen durch Dritte 27.5 42.3 27.8
Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte 657.5 685.5 699.3
Kostenunterdeckung 328.2 306.7 320.2

Mit der Kostenunterdeckung von 320.2 Mio. beträgt der Kostendeckungsgrad 2019 hohe 68,6 %. Dieser Wert wurde seit Gründung des ZVV nur im Vorjahr übertroffen (69,1 %). Nach Bereinigung eines Sonderfaktors im Vorjahr (Rückerstattungen von PostAuto) entspricht der aktuelle Kostendeckungsgrad demjenigen des Vorjahres.

Bei einer mittelfristigen Betrachtung zeigt sich, dass die 4. Teilergänzungen der S-Bahnen, die in drei Etappen in den Jahren 2015 bis 2019 umgesetzt worden waren, die Kostenunterdeckung des ZVV nicht erhöhten. Sie hatten also keine finanzielle Mehrbelastung zur Folge. 2014 betrug die Kostenunterdeckung noch 340.2 Mio. Franken. Die positive finanzielle Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass in dieser Phase das Wachstum der Verkehrserträge mit insgesamt mehr als 13 % deutlich höher lag als jenes der Kosten mit rund 6 %. Dazu beigetragen haben kostenseitig die günstigen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Teuerung und die sehr geringen Zinssätze, sowie die Effizienzsteigerungen bei den Verkehrsunternehmen.

2 Kostensteigerung bedingt durch Angebotsausbau

Der Aufwand in der ZVV-Rechnung betrug 2019 erstmals mehr als eine Milliarde Franken. Mit 1019.5 Mio. Franken nahm der Aufwand gegenüber dem Vorjahr um 27.3 Mio. Franken zu (+ 2,8 %). Im Vorjahr war der Aufwand infolge eines Sonderfaktors um 14.7 Mio. Franken überhöht (Rückerstattungen an Kanton und Gemeinden im Rahmen der PostAuto-Affäre). Ohne Berücksichtigung dieses Sonderfaktors hätte die Aufwandsteigerung 42.0 Mio. Franken betragen (+ 4,3 %). Dies ist zu einem grossen Teil auf die Angebotsausbauten zurückzuführen. So wurden die Leistungen der S-Bahnen, gemessen in Zugskilometern, um 4,7 % ausgebaut und bei den Busleistungen um 3,2 % zusätzliche Buskilometer.

Die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen, die mehrheitlich Bus- und Tramleistungen produzieren, werden mit dem Leistungsentgelt entschädigt. Dieses betrug im Berichtsjahr 897.9 Mio. Franken. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 28.3 Mio. Franken (+ 3,3 %). Ein erheblicher Anteil des Zuwachses entfällt auch hier auf die zusätzlichen Kosten des Angebotsausbaus. Zum Anstieg trugen zusätzlich die Personalkosten bei. Den Verkehrsunternehmen wurden mit dem Leistungsentgelt Mittel von 1,2 % des Personalaufwands für Lohnanpassungen zur Verfügung gestellt. Ein weiterer kostenerhöhender Faktor sind die Abschreibungen. Infolge von Anpassungen bei den erwarteten Nutzungsdauern von Anlagengütern wurden 2019 grössere Sonderabschreibungen vorgenommen.

Die Abgeltungen an die SBB und die übrigen Verkehrsunternehmen betrugen 99.4 Mio. Franken, was einer Steigerung von 14.3 Mio. Franken entspricht (+ 16,8 %). Der grösste Teil der Zunahme entfällt mit 11.7 Mio. Franken auf die SBB, wo der grosse Leistungsausbau der 3. Etappe der 4. Teilergänzungen der S-Bahn zu Buche schlägt. Leistungsbereinigt wären die Abgeltungen dank guter Ertragsentwicklung und Kostenreduktionen im Rahmen der Zielvereinbarung rückläufig gewesen. Höhere Abgeltungen von 2.3 Mio. Franken wurden zudem, ebenfalls angebotsbedingt, an Thurbo ausgerichtet. Bei den übrigen abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen blieben sie insgesamt stabil. Im Berichtsjahr wurden schliesslich erstmals Abgeltungen für den Betrieb der Infrastruktur der Limmattalbahn geleistet. Im August 2019 wurde die 1. Etappe von Zürich Farbhof bis Schlieren Geissweid in Betrieb genommen.

Die Belastung durch die Mehrwertsteuer betrug 2019 8.7 Mio. Franken. Dabei handelt es sich um den Aufwand für nicht rückforderbare Vorsteuern, der als Pauschale von 3,7 % der erhaltenen Nettosubvention berechnet wird. Obwohl sich die Kostenunterdeckung etwas erhöhte, fiel die Steuerbelastung geringer aus als im Vorjahr. Dies, weil 2019 eine Rückerstattung für zu viel abgelieferte Vorsteuerkürzungen aus dem Vorjahr verbucht werden konnte.

Die Kosten für die Verbundorganisation beliefen sich auf 11.0 Mio. Franken. Die auf den genauen Zahlen berechnete Erhöhung von 3,8 % ist hauptsächlich auf die Personalaufwandsentwicklung zurückzuführen. Dabei sind verschiedene Faktoren verantwortlich, wie die geringfügig bessere Stellenauslastung, höhere Rückstellungen für Mehrleistungen des Personals und Dienstaltersgeschenke sowie Mehrausgaben für Aus- und Weiterbildungen und für Personalwerbung.

Der Beitrag an ProMobil betrug 2.5 Mio. Franken. Dieser wird seit 2015 im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung der Zugänglichkeit des öffentlichen Verkehrs für Menschen mit einer Behinderung schrittweise verringert. So wurde er auch 2019 um 0.5 Mio. Franken reduziert. Im Gegenzug erhöht sich der Beitrag des Sozialamtes an ProMobil.

3 Erfreuliche Einnahmenentwicklung

Der Ertrag und die Finanzierungen durch Dritte betrugen 2019 699.3 Mio. Franken (+ 2,0 %). Diese Entwicklung zeigt aber wie auf der Aufwandseite ein etwas verzerrtes Bild. Ohne Berücksichtigung der Rückerstattungen von PostAuto des Vorjahres ergibt sich im Jahr 2019 ein Ertragswachstum von 4,2 %. Damit ist das bereinigte Ertragswachstum fast gleich hoch wie das Aufwandwachstum.

Ertragsentwicklung (in Millionen Franken)

Die Einnahmen aus Fahrausweisverkäufen sind im Berichtsjahr auf 972.9 Mio. Franken gestiegen (+ 4,2 %). Dieses Wachstum ist allein auf zusätzliche Nachfrage auf dem ZVV-Netz zurückzuführen, da für 2019 keine Preisanpassung vorgenommen wurde. Von den Einnahmen entfallen rund 90 % auf die Verbundtarife und 10 % auf den nationalen Tarif (General- und Halbtaxabonnemente sowie Direkter Verkehr). Wie im Vorjahr wiesen die Verkäufe bei den Einzeltickets ein überdurchschnittliches Wachstum aus (+ 7.2 %). Anders als im Vorjahr verzeichneten die Abonnemente wieder ein gutes Wachstum von 4 %.

Bei den Verkaufserlösen aus Fahrausweisen wurde ein geringerer Anstieg auf 952.2 Mio. Franken verzeichnet (+ 2,4 %). Der Unterschied zu den Einnahmen sind die jeweils Ende Jahr vorzunehmenden Abgrenzungen für die Abonnemente. Die Abgrenzungen haben sich 2019 einmalig erhöht, weil ein neues Abgrenzungskonzept angewendet wird. Mit dem SwissPass und den neuen nationalen Abrechnungssystemen lassen sich die Abonnemente nun tagesscharf nach Gültigkeitsdatum abgrenzen. Allein dadurch hat sich ein zusätzlicher Abgrenzungsaufwand von einmalig 14.5 Mio. Franken ergeben. Von den Verkaufserlösen werden Einnahmenanteile an die abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen für die Anerkennung der Verbundtarife des ZVV ausbezahlt. Diese beliefen sich auf 358.8 Mio. Franken (+ 4,7 %). Der verhältnismässig starke Anstieg gegenüber dem Vorjahr liegt wiederum in den überdurchschnittlich stark ausgebauten S-Bahn-Leistungen begründet. Insgesamt resultiert in der Rechnung 2019 des ZVV ein Verkehrsertrag von 550.0 Mio. Franken. Das Wachstum von 0,8 % ist aus den oben dargelegten Gründen verhältnismässig gering, obwohl sich die Frequenzen und die Verkehrseinnahmen insgesamt sehr erfreulich entwickelten.

Bei den Nebenerträgen und Beiträgen konnten 2019 121.5 Mio. Franken vereinnahmt werden (+ 25,0 %). Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 24.0 Mio. Franken. Davon entfallen 20.2 Mio. Franken auf eine Sonderzahlung der VBZ. In den Jahren 1997 und 1998 hatten die VBZ sogenannte US-Leasingtransaktionen getätigt. Aus diesen Transaktionen resultierte ein Ertrag, der bei den VBZ zwischenzeitlich zurückgestellt war. Im Berichtsjahr wurde diese Rückstellung bei den VBZ aufgelöst und mit der Nebenertragsabrechnung an den ZVV abgeliefert. Ohne diesen Sonderfaktor wären die Nebenerträge und Beiträge um 3.8 Mio. Franken angestiegen ( + 3,9 %), was immer noch eine verhältnismässig hohe Zuwachsrate darstellt. Die Mehrerlöse sind vor allem auf grössere Auftragsvolumina zwischen ZVV-Unternehmen und höheren Eigenleistungen zurückzuführen.

Bei den Finanzierungen durch Dritte betrugen die Erträge insgesamt 27.8 Mio. Franken. Im Vorjahr waren es noch 42.3 Mio. Franken, einschliesslich der Rückerstattung von PostAuto. Ohne diese wären die Beiträge der Nachbarkantone und des Bundes nahezu unverändert geblieben. Bei diesen Beiträgen handelt es sich vor allem um die Abgeltungen des Bundes und der Nachbarkantone an die aufwandfinanzierten Regionalverkehrslinien im ZVV. Auf diesen Linien wurde das Angebot zwar ebenfalls ausgebaut, doch konnte dies durch höhere Erträge auf den betreffenden Linien weitgehend kompensiert werden.

4 Rechnungslegung

  Budget 2019 Rechnung 2019
Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen 907’229’000.00 897’913’338.90
Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen 98’099’000.00 99’449’537.00
Belastung Mehrwertsteuer 10’311’000.00 8’691’453.10
Aufwand Verbundorganisation 11’686’000.00 10’953’686.00
Betriebsbeiträge an ProMobil 2’500’000.00 2’500’000.00
Total Aufwand 1’029’825’000.00 1’019’508’015.00
Verkaufserlös aus Fahrausweisen 949’394’000.00 952’172’422.50
./. Einnahmenanteile -355’503’000.00 -358’771’544.30
./. Mehrwertsteuer -42’662’000.00 -43’385’925.80
Verkehrsertrag 551’229’000.00 550’014’952.40
Nebenerträge 98’794’000.00 117’369’369.30
Beiträge Dritter 3’729’000.00 4’094’352.30
Nebenerträge und Beiträge 102’523’000.00 121’463’721.60
Ertrag 653’752’000.00 671’478’674.00
Finanzierung Nachbarkantone 3’083’000.00 2’751’739.00
Finanzierung Bund 22’700’000.00 25’076’002.00
Finanzierungen durch Dritte 25’783’000.00 27’827’741.00
Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte 679’535’000.00 699’306’415.00
Kostenunterdeckung 350’290’000.00 320’201’600.00
Kreditunterschreitung -30’088’400.00