ZVV Rechnungsbericht

Rechnungsbericht 2020

Die finanzielle Entwicklung 2020 stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Der Einbruch der Fahrgastzahlen im ZVV um rund 31 Prozent wirkte sich auch auf die Erträge aus. Trotz Sparmassnahmen resultierte eine Kostenunterdeckung von 389.3 Mio. Franken. Die durch den Kanton und die Gemeinden zu finanzierende Kostenunterdeckung hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um 69.1 Mio. Franken erhöht. Das betriebliche Ergebnis fiel sogar deutlich schlechter aus und beträgt 447.1 Mio. Franken. Die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen des ZVV haben deshalb Reserven aufgelöst und einen Beitrag von insgesamt 57.8 Mio. Franken zugunsten des ZVV geleistet.

Der ZVV wird finanziell über einen Rahmenkredit des Kantonsrats für zwei Jahre gesteuert. Für das Jahr 2020 waren 347.3 Mio. Franken als Kostenunterdeckung des ZVV budgetiert. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Budget im Dezember 2020 mit einem Nachtragskredit um 40.0 Mio. Franken auf 387.3 Mio. Franken erhöht. Weil die zweite Pandemiewelle zum Zeitpunkt der Planung des Nachtragskredits noch nicht absehbar war, wurde auch dieser Betrag noch um 2.0 Mio. Franken überschritten.

1 Corona-Pandemie reisst ein grosses Loch in die Kasse

In den Vorjahren entwickelte sich der öffentliche Verkehr sehr erfreulich. Das Angebot wurde regelmässig ausgebaut und der Kostendeckungsgrad verbesserte sich laufend. Unter diesen Vorzeichen wurden auch für das Fahrplanjahr 2020 Angebotsausbauten mit Mehrkosten von über 20 Mio. Franken vorgenommen.

Entwicklung der Kostenunterdeckung (in Millionen Franken)

Mit dem vom Bundesrat angeordneten Lockdown Mitte März 2020 nahm die positive Entwicklung ein abruptes Ende. Das Angebot wurde punktuell reduziert und mit Ausnahme des Nachtangebots erst im Mai und Juni schrittweise wieder hochgefahren. Über das ganze Jahr berechnet lag die Betriebsleistung im ZVV zwar nur geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres. Die Nachfrage und die Verkehrserträge brachen aber ein. Zudem wurde wegen des Lockdowns eine gesamtschweizerische Kulanzregelung für die Abonnenten getroffen, die den ZVV mit über 10 Mio. Franken belastete. Insgesamt liegen die Gesamterträge des ZVV ohne Berücksichtigung der Reserverückführung um 120.9 Mio. Franken (-17,3 %) tiefer als im Vorjahr. Obwohl die Verkehrsunternehmen im Laufe des Jahres Sparmassnahmen ergriffen haben, sind die Aufwendungen insgesamt leicht gestiegen, weil im Zuge der Bundesregelung für den Regionalverkehr deutlich höhere Abgeltungen geleistet werden mussten, vor allem an die SBB. Insgesamt erhöhte sich der Aufwand um 6.0 Mio. Franken. Für das betriebliche Ergebnis des ZVV resultiert eine Kostenunterdeckung von 447.1 Mio. Franken.

Im Finanzierungssystem des ZVV belasten Einnahmenausfälle direkt die Verbundrechnung. Die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen tragen grundsätzlich kein Ertragsrisiko. Aufgrund der ausserordentlichen Situation haben sie sich jedoch bereit erklärt, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie beim ZVV zu beteiligen. Dazu haben sie Reserven von insgesamt 57.8 Mio. Franken aufgelöst und an den ZVV ausbezahlt. Diese Reserven entstanden aus Leistungsentgeltüberschüssen und sind für die Deckung von Verlusten der Verkehrsunternehmen reserviert. Die Kostenunterdeckung, die durch den Kanton und die Gemeinden zu finanzieren ist, beträgt damit 389.3 Mio. Franken. Der Kostendeckungsgrad sank gegenüber dem Vorjahr von 68,6 % auf 62,0 %. Ohne Reserverückführung durch die Verkehrsunternehmen läge er bei 56,4 %.

Entwicklung Rechnungen (in Millionen Franken)

Table caption
  2018 2019 2020
Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen 869.6 897.9 875.6
Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen 85.1 99.4 125.3
Belastung Mehrwertsteuer 9.3 8.7 11.9
Aufwand Verbundorganisation 10.5 11.0 10.7
Betriebsbeiträge an ProMobil 3.0 2.5 2.0
Durchlaufende Beiträge (Rückerstattung PostAuto) 14.7 0.0 0.0
Total Aufwand 992.2 1019.5 1025.5
Verkaufserlös aus Fahrausweisen 930.0 952.2 745.2
./.Einnahmenanteile -342.8 -358.8 -272.6
./.Mehrwertsteuer -41.5 -43.4 -29.6
Verkehrsertrag 545.7 550.0 443.0
Nebenerträge und Beiträge 97.5 121.5 105.2
a.o. Reserverückführung 0.0 0.0 57.8
Ertrag 643.2 671.5 606.0
Finanzierung Nachbarkantone 2.9 2.7 2.8
Finanzierung Bund 24.7 25.1 27.4
Durchlaufende Beiträge (Rückerstattung PostAuto) 14.7 0.0 0.0
Finanzierungen durch Dritte 42.3 27.8 30.2
Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte 685.5 699.3 636.2
Kostenunterdeckung 306.7 320.2 389.3

2 Kosten steigen wegen höherer Beiträge an die SBB

Der Aufwand betrug 2020 insgesamt 1025.5 Mio. Franken. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme um 6.0 Mio. Franken (+ 0,6 %). Das Leistungsentgelt an die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen als grösste Aufwandposition betrug 875.6 Mio. Franken. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte es sich um 22.3 Mio. Franken (- 2,5 %). Verglichen mit dem budgetierten Wert fiel es sogar um 54.3 Mio. Franken tiefer aus (- 5,8 %), und dies, obwohl die Fahrplanleistung trotz Lockdown mit knapp über 2 % nur wenig unter dem Vorjahresniveau lag. Für die Zeit während des Lockdowns haben einige wenige Verkehrsunternehmen und Transportbeauftragte Kurzarbeitsentschädigungen erhalten, die das Leistungsentgelt etwas entlastet haben. Insgesamt handelt es sich um einen Betrag von rund 1.4 Mio. Franken.

Aufgrund des Einbruchs des Verkehrsertrags haben die Verkehrsunternehmen Sparmassnahmen ergriffen, die im Ergebnis deutlich sichtbar sind. Zudem wurde der effektive Aufwand nachkalkuliert. Somit konnten die Verkehrsunternehmen keine Überschüsse erzielen.

Die Abgeltungen an die defizitfinanzierten Verkehrsunternehmen stiegen hingegen stark an auf 125.3 Mio. Franken. Das sind 25.9 Mio. Franken mehr als noch im Vorjahr (+ 26,0 %). Zurückzuführen ist dies fast ausschliesslich auf höhere Beiträge an die SBB als grösste Leistungserbringerin im ZVV. Im Herbst wurde das dringliche Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der Corona-Krise verabschiedet. Demnach sollen Bund und Kantone im Regionalverkehr die effektiv entstehenden Defizite decken, wobei die Verkehrsunternehmen ihre für Verluste bestehenden Reserven auflösen müssen. Aufgrund fehlender Reserven bei der SBB musste das coronabedingte zusätzliche Defizit von Bund und Kanton getragen werden, wobei die üblichen Kostenteiler angewendet wurden. Der ZVV musste somit 67 % des zusätzlichen Defizits der SBB tragen. Bei den übrigen abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen waren nur wenige Nachzahlungen erforderlich, da entsprechende Reserven zur Verfügung standen.

Bei der Belastung Mehrwertsteuer handelt es sich um den Aufwand für nicht rückforderbare Vorsteuern, weil der ZVV Subventionen erhält. Es wird eine Pauschale von 3,4 % auf den Nettosubventionen angewendet. Aufgrund der deutlich höheren Kostenunterdeckung als im Vorjahr liegt auch die Belastung Mehrwertsteuer mit 11.9 Mio. Franken entsprechend höher (+ 3.2 Mio. Franken). Der Aufwand für die Verbundorganisation betrug 10.7 Mio. Franken und konnte gegenüber dem Vorjahr leicht reduziert werden (- 2,7 %). Gegenüber dem Budget wurden rund 10 % der Mittel nicht ausgeschöpft.

An die Behindertentransportorganisation ProMobil wurden 2020 die vereinbarten Beiträge von 2.0 Mio. Franken ausgerichtet. Dieser Betrag lag um 0.5 Mio. Franken unter dem Vorjahreswert. Diese Reduktion ist Teil eines 2016 gemeinsam festgelegten Entwicklungspfads. Mit der Umsetzung des Konzepts MobilPlus des ZVV wird der öffentliche Verkehr im Kanton Zürich zunehmend behindertengerecht. Deshalb wurde mit ProMobil und der Sozialdirektion als zweitem grossem Beitragsgeber vereinbart, den Beitrag des ZVV schrittweise zu senken.

3 Verkehrserträge eingebrochen

Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Frequenzen im Berichtsjahr, gemessen an den Einsteigern, um 30,8 % gesunken. Bei den Personenkilometern war der Rückgang sogar etwas höher (- 32,3 %). Entsprechend sind die Verkehrseinnahmen eingebrochen. Die Fahrausweiseinnahmen aus dem ZVV-Verbundtarif inkl. Z-Pass/Nachtzuschlag sanken von 861.6 Mio. Franken im Jahr 2019 auf 605.9 Mio. Franken, was einem Rückgang von 255.7 Mio. Franken (- 29,7 %) entspricht. Unter der Corona-Pandemie litten insbesondere die Einnahmen aus Einzelbilletten und Multikarten, die um 147.0 Mio. Franken (- 37,6 %) sanken. Bei den Abonnementen war der Verlust mit 106.4 Mio. Franken (- 23,2 %) etwas weniger dramatisch. Insgesamt gab es bei der Einnahmenstruktur beim Verbundtarif im Vergleich zu den Vorjahren eine markante Verschiebung hin zu Abonnementen. Entfielen 2019 noch 53 % der Einnahmen auf Abonnemente, waren es 2020 58 %. Die Einnahmen aus dem nationalen Tarif (v.a. General- und Halbtaxabonnemente) gingen um 14,5 % auf 85.2 Mio. Franken zurück. Unter Berücksichtigung der Abgrenzungen betrugen die Verkaufserlöse aus Fahrausweisen 2020 noch 745.2 Mio. Franken. Gegenüber dem Vorjahr wurde ein Rückgang von 207.0 Mio. Franken (- 21,7 %) verzeichnet.

Die Einnahmenanteile für die Anerkennung von Verbundausweisen, die an die abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen wie z. B. die SBB geleistet werden, betrugen 272.6 Mio. Franken. Sie wurden entsprechend dem Frequenzrückgang angepasst und reduzierten sich gegenüber dem Vorjahr um 86.2 Mio. Franken (- 24,0 %). Die für die Rechnung des ZVV massgebenden Verkehrserträge beliefen sich somit auf 443.0 Mio. Franken, was einer Abnahme von 107.0 Mio. Franken (- 19,5 %) gegenüber dem Vorjahr ergibt. Letztmals waren die Erträge im Jahr 2010 so tief.

Die Nebenerträge der Verkehrsunternehmen und Beiträge beliefen sich auf 105.2 Mio. Franken und waren ebenfalls stark rückläufig (- 16.3 Mio. Franken oder - 13,4 %). Die stärksten Einbussen wurden bei den Werbeerträgen, den Mieteinnahmen und den Extrafahrten verzeichnet. Die ausserordentliche Reserverückführung durch die Verkehrsunternehmen betrug, wie oben beschrieben, 57.8 Mio. Franken.

Bei den Finanzierungen durch Dritte wurden 30.2 Mio. Franken vereinnahmt, 2.4 Mio. Franken mehr als im Vorjahr. Dabei sind vor allem die Bundesbeiträge höher ausgefallen. Aufgrund des bereits erwähnten dringlichen Bundesgesetzes zur Unterstützung des öffentlichen Verkehrs sind auch die Beiträge des Bundes an die Defizite der aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen des ZVV angepasst worden. Die zusätzlichen Beitragsleistungen des Bundes sind verhältnismässig gering, weil ein grosser Teil des coronabedingten Defizits der Regionalverkehrsleistungen im ZVV durch vorhandene Reserven gedeckt werden konnte. Das Bundesgesetz sieht zusätzlich vor, dass der Bund ein Drittel der coronabedingten Defizite im Ortsverkehr übernimmt. Dieser Beitrag war Ende 2020 für den ZVV noch nicht festgelegt, weshalb er nicht in die Rechnung 2020 eingeflossen ist.

Der gesamte Ertrag und die Finanzierungen durch Dritte betragen 636.2 Mio. Franken. Dank der Reserverückführung durch die Verkehrsunternehmen (57.8 Mio. Franken) konnte der Rückgang auf 63.1 Mio. Franken (- 9,0 %) beschränkt werden.

4 Rechnungslegung

  Budget 2020 Rechnung 2020
Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen 929’947’000.00 875’640’737.00
Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen 92’980’000.00 125’305’044.20
Belastung Mehrwertsteuer 9’769’000.00 11’864’258.80
Aufwand Verbundorganisation 11’905’000.00 10’739’956.20
Betriebsbeiträge an ProMobil 2’000’000.00 2’000’000.00
Total Aufwand 1’046’601’000.00 1’025’549’996.20
Verkaufserlös aus Fahrausweisen 967’799’000.00 745’239’955.20
./. Einnahmenanteile -361’529’000.00 -272’558’805.20
./. Mehrwertsteuer -43’576’000.00 -29’615’892.60
Verkehrsertrag 606’270’000.00 443’065’257.50
Nebenerträge 102’441’000.00 101’882’068.80
a.o. Reserverückführung 0.0 57’833’640.00
Beiträge Dritter 3’600’000.00 3’331’327.00
Nebenerträge und Beiträge 106’041’000.00 163’047’035.80
Ertrag 668’735’000.00 606’112’293.30
Finanzierung Nachbarkantone 3’101’000.00 2’778’304.00
Finanzierung Bund 27’422’000.00 27’383’538.00
Finanzierungen durch Dritte 30’523’000.00 30’161’842.00
Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte 699’258’000.00 636’274’135.30
Kostenunterdeckung 347’343’000.00 389’275’860.90
Kreditunterschreitung -30’088’400.00